„Das Aktive meiner Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr ist ein aufregender Ausgleich in der Freizeit.“

Gleich beim zweiten Einsatzdienst hatte Maximilian Schmidt mit einem dramatischen Dachstuhlbrand in Grunewald zu tun. Ein Gespräch über das Funktionieren im Moment, den gesunden Ausgleich zur theoretischen Arbeit – und darüber, wie wichtig es ist, nach schwierigen Einsätzen füreinander da zu sein.

Name
Maximilian Schmidt

Alter
19

Dienstgrad
Feuerwehrmann

Wache
FF Suarez

Beruf / Ausbildung
Studium der Rechtswissenschaften (FU Berlin)

Maximilian, du studierst Rechtswissenschaften. Das ist bestimmt ziemlich anstrengend und zeitintensiv. Da ist dein Hobby bei der FF ein gutes Kontrastprogramm, oder?

Mein Studium ist sicherlich recht zeit- und arbeitsintensiv. Vor allem, da ich dort hauptsächlich theoretisch arbeite und am Schreibtisch sitze. In dieser Hinsicht ist das Praktische, das Aktive meiner Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr, ein aufregender Ausgleich in der Freizeit.

Dort bekommst du sicherlich auch den Kopf ganz gut frei.

Man kann schon gut abschalten, weil es etwas komplett anderes ist und du dich in dem Moment ganz darauf einlässt.

Wie finden deine Kommilitonen es, dass du bei der Freiwilligen Feuerwehr bist?

Ich habe da bisher nur Positives gehört, wenn ich es jemandem erzählt habe.

Was sagt so ein Jura-Prof, wenn der Pieper losgeht?

Die meisten denken, das wäre ein Rauchmelder, der gerade losgeht.

Die Assoziation ist ja nicht ganz falsch. Erzähl doch mal, in welchen Bereichen der Freiwilligen Feuerwehr du dich engagierst.

Auf unserer Wache bin ich hauptsächlich für den Atemschutz zuständig. Aber auch für die IT, da wir einige Dinge vorhaben, die uns die Arbeit erleichtern sollen. Neben dem Einsatzdienst bin ich als Betreuer unserer Jugendfeuerwehr tätig. Zudem erledige ich noch weitere Tätigkeiten, die im Rückwärtigen so anfallen. Ob es jetzt der Austausch oder das Umstellen von schweren Geräten oder das Organisieren von Übungsdiensten zur Brandbekämpfung sind. Bei uns werden alle Mitglieder mit den unterschiedlichsten Aufgaben eingebunden.

Direkt bei deinem zweiten Einsatzdienst hattest du es mit einem recht dramatischen Dachstuhlbrand in Grunewald zu tun. Wie war das für dich? Wie ist der Einsatz abgelaufen und wie konntest du als „Neuling“ da die Nerven bewahren?

Mein zweiter Einsatzdienst startete erstmal recht ruhig und unspektakulär. Aber zwei Minuten vor Ende des Dienstes, als wir schon an den Fahrzeugen standen, um diese abzuräumen und unsere Sachen zu verstauen, kam dann dieser Alarm und wir sind nach Grunewald gefahren. Wir kamen als erstes Fahrzeug dort an und haben gesehen, dass das gesamte Dach eines Mehrfamilienhauses gebrannt hat. Es standen ziemlich viele Passanten dort, die das beobachtet haben und auch die Bewohner, die sich aus dem Haus retten konnten.

Für mich war das natürlich sehr aufregend, da ich einen großen Brand, wie dieser es war, zuvor nicht erlebt hatte. Wenn, dann vielleicht als Passant, der mal daran vorbeiläuft, aber eben nicht als Feuerwehrmann im Einsatz, der mittendrin steckt. Es gibt in dem Moment eben niemanden, der dann noch kommt, weil man als Mitglied der Feuerwehr die letzte Instanz ist, die dort helfen kann. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht so viele Funktionen wahrnehmen konnte, habe ich meinen Kameraden bei einer Reihe von aufregenden Aufgaben helfen können. Das war durchaus bewegend.

Und das hat auch alles reibungslos funktioniert, weil du dich einfügen musstest und voller Adrenalin warst?

In der Situation merkt man das nicht so besonders, fand ich. Man funktioniert in dem Moment, hat seine Ausbildung im Kopf und weiß grob, was zu tun ist. Alles Weitere wird dann abgesprochen. Da wir lange Zeit auch die Einzigen vor Ort waren, waren wir auf uns allein gestellt – was wir ganz gut gemeistert haben. Bei dem Einsatz waren wir bis in die Nacht beschäftigt, bis wir dann abgelöst wurden und nach Hause konnten.

„Während der Einsätze oder auch im Allgemeinen muss man sich aufeinander verlassen können. Es entwickeln sich automatisch Freundschaften, die vielleicht enger sind als woanders, was ein positiver Nebeneffekt ist.“

Das klingt ziemlich aufregend. Wie ist denn die Kameradschaft und der Zusammenhalt zwischen den Kameraden und Kameradinnen?

Während der Einsätze oder auch im Allgemeinen muss man sich aufeinander verlassen können. Das bleibt natürlich nicht nur am Einsatzort, sondern man nimmt das auch mit nach Hause. Das gilt auch abseits der Wache bzw. beim Miteinander. Es entwickeln sich automatisch Freundschaften, die vielleicht enger sind als woanders, was ein positiver Nebeneffekt ist. Das alles funktioniert auch nicht, wenn man sich nicht aufeinander verlassen kann oder nicht miteinander auskommt.

Das macht Sinn. Würdest du es als eine Art „Schicksalsgemeinschaft“ beschreiben? Es sind ja schon Extremsituationen, die man zusammen durchlebt, solche intensiven Momente haben viele Menschen ja gar nicht in ihrem Leben. Das schweißt wahrscheinlich sehr zusammen.

„Schicksalsgemeinschaft“ ist vielleicht nicht die ganz treffende Bezeichnung. Wenn wir uns in die Gefahr begeben, ergeben wir uns nicht einem Schicksal, sondern wollen die Situation professionell und kontrolliert handhaben. Besonders jene Einsätze, bei denen man unschöne Schicksale mitbekommt, schaffen in der Tat eine besondere Situation. Danach redet man auch miteinander, um das gemeinsam zu verarbeiten. Man ist füreinander da. Und das Verständnis ist in dem Moment untereinander am besten, da jeder eine Vorstellung davon hat. Diese kann ein Außenstehender gar nicht haben.

Was kannst du anderen mitgeben, was ist besonders schön an der Freiwilligen Feuerwehr?

Interessierte, die sich so etwas vielleicht auch für sich vorstellen können, kann ich nur ermutigen, einfach mal die nächstgelegene Freiwillige Feuerwache zu kontaktieren und vorbeizuschauen. Es ist auf jeden Fall ein aufregender Ausgleich, ein Hobby, das nicht nur einem selbst, sondern auch anderen etwas bringt. Auch kann man dabei etwas Gutes tun und sammelt eine Menge Erfahrungen. Die dabei entstehende Kameradschaft und das Zwischenmenschliche ist ein Extra, das man möglicherweise nicht nur hier, aber jedenfalls hier, bekommt.

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