„Es ist schön, Menschen zu helfen und Ihnen das Gefühl zu geben, dass im Notfall immer jemand da ist. Egal wann und egal wo.“

Menschen in einer Notlage zu helfen ist auch für Helferinnen und Helfer eine positive Erfahrung. Florian Kranawetter, Organisatorischer Leiter im Rettungsdienst, spricht über das Ehrenamt als Stütze der Gesellschaft, Hilfe beim Umgang mit schwierigen Erlebnissen – und über Hilfsbereitschaft in der Jugendfeuerwehr.

Name
Florian Kranawetter

Alter
26

Dienstgrad
BM Brandmeister

Wache
FF Wedding

Beruf / Ausbildung
Brandmeisteranwärter bei der Berliner Feuerwehr

Florian, du hast eine Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht und bist sogar als organisatorischer Leiter des Rettungsdienstes tätig. Was sind dort deine Aufgaben? 

Zuerst muss man erwähnen, dass diese Tätigkeit als Organisatorischer Leiter im Rettungsdienst in Berlin grundsätzlich der Berufsfeuerwehr zugeordnet ist und durch Einsatzleiter wahrgenommen wird. Trotzdem hat man als Mitglied der FF natürlich die Möglichkeit, bei diesen Einsatzleitern im normalen Einsatzdienst mitzufahren und dort zu unterstützen. Desweiteren kann man gerade bei großen Veranstaltungen in der Stadt (zum Beispiel Berlin-Marathon, Radrennen o.ä.) die Einsatzleiter, die extra nur für diesen Zweck im Dienst sind, unterstützen. Als Organisatorischer Leiter im Rettungsdienst ist man zusammen mit dem Leitenden Notarzt für die Organisation bei Einsätzen zuständig, bei denen es sehr viele Verletzte gibt. Es gilt da also zu organisieren, wie viele Fahrzeuge man vielleicht noch braucht und welcher Patient in welches Krankenhaus transportiert werden muss. Es gibt bei solchen Einsätzen viel zu tun, da dass natürlich keine alltägliche Aufgabe und in der Regel ja eine Ausnahmesituation für alle Beteiligten ist. Auch auf dem Löschfahrzeug kann man sich damit einbringen. Natürlich kann es auch dort passieren, dass man als allererstes in so eine Lage kommt. Da hilft es allen Beteiligten, wenn man schon mit der Organisation anfangen kann, bevor die hauptamtlichen Einsatzleiter vor Ort sind. Das nimmt Ihnen viel Arbeit ab.

Was ist es für ein Gefühl, wenn man Menschen in einer Notlage geholfen hat?

Das ist natürlich ein schönes Gefühl. Damit spreche ich wohl auch für jeden, der sich bei der Feuerwehr engagiert. In Deutschland ist das Ehrenamt ja eine unverzichtbare Stütze der Gesellschaft. Ob es der Trainer im Fußballverein ist, der Helfer in einer Notunterkunft für Flüchtlinge – oder eben wie bei uns der Mensch, der bei der Feuerwehr aktiv ist. Alle haben ja dasselbe Ziel: Anderen Menschen helfen und der Gesellschaft auch etwas zurückgeben. Wer den Notruf der Feuerwehr wählt, ist in einer Ausnahmesituation und braucht Hilfe, weil er selbst nicht mehr weiterkommt. Es ist schön, diesen Menschen zu helfen und Ihnen das Gefühl zu geben, dass im Notfall immer jemand da ist. Egal wann und egal wo.

„Wir leben zum Glück nicht mehr in der Zeit, in der man bei der Feuerwehr immer der ‚harte Mann‘ sein musste. Es ist angekommen, dass man über schwierige Einsätze gemeinsam sprechen muss.“

Wie verarbeitet man schwierige Einsätze, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen?

Am wichtigsten ist es, darüber zu reden. Wir leben ja zum Glück nicht mehr in der Zeit, in der man bei der Feuerwehr immer der „harte Mann“ sein musste und ein Weichei war, wenn einen etwas belastete. Heute ist das anders. Bei der Feuerwehr ist es angekommen, dass man über schwierige Einsätze gemeinsam sprechen muss, das nimmt einem oftmals diese große Last ab. Sollte das einmal nicht reichen, gibt es bei der Feuerwehr ja ein umfangreiches Netz aus Notfallseelsorge und Einsatznachsorge. Ich habe also immer die Möglichkeit, schnell und unkompliziert mit erfahrenen und speziell dafür ausgebildeten Menschen und auch Feuerwehrleuten über solche Ereignisse zu reden und mir dort Hilfe zu holen. Das funktioniert sehr gut.

Du bist auch Jugendwart der Jugendfeuerwehr Wedding. Was bringst du den Kids bei und was lernst du selbst dabei?

Bei der Jugendfeuerwehr bringen wir den Kindern eigentlich fast all das bei, was die „Großen“ auch machen. Grundstrukturen der Feuerwehr, wie werden Feuer gelöscht und wie gehe ich mit den vielen verschiedenen Geräten um. Wir trainieren mit den Kindern auch für spezielle Feuerwehrwettbewerbe und fördern so natürlich auch den Teamgeist und das Gemeinschaftsgefühl. Darüber hinaus verstehen wir uns im Wedding aber nicht nur als „Nachwuchsfabrik“ für die Freiwillige Feuerwehr. Gerade in einem Brennpunktbezirk, wie es der Wedding ist, machen wir auch ganz viel allgemeine Jugendarbeit. Dabei geht es dann auch mal um politische Bildung oder das Allgemeinwissen. Auch verstehen wir uns als hilfsbereiter Partner der Kinder. Wir unterstützen bei allgemeinen Problemen oder auch mal bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Da geht es dann natürlich nicht immer nur um Feuerwehr, aber manchmal gibt es im Leben von jungen Menschen halt Dinge, die wichtiger sind. Ich selbst lerne dabei natürlich auch viel. Zum einen beschäftigt man sich ja mit einem Thema immer intensiver, wenn man es anderen Menschen beibringen möchte und zum anderen lernt man ja auch von den Kindern. Da gibt es oft gute Gedankenansätze oder Problemlösungen, auf die man selbst gar nicht gekommen wäre. Es ist also auch ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

„Gerade in einem Brennpunktbezirk, wie es der Wedding ist, machen wir auch ganz viel allgemeine Jugendarbeit. Auch verstehen wir uns als hilfsbereiter Partner der Kinder.“

Du nimmst regelmäßig am Firefighter Stairrun teil. Kannst du uns kurz erklären, was das ist und wie du dich darauf vorbereitest?

Der Firefighter Stairrun ist einer von vielen verschiedenen Wettbewerben im Feuerwehrsport. Im Prinzip geht es bei diesen Treppenläufen darum, in der ganzen Schutzbekleidung mit einem Atemluftgerät eine bestimmte Treppendistanz in der Höhe zu überwinden. In Berlin ist es das Park-Inn Hotel, welches erklommen werden muss. Solche ähnlichen Wettbewerbe gibt es auch in Hochhäusern anderer Städte. Ziel ist, für die meisten natürlich, das Ganze in einer besonders guten Zeit zu schaffen. Mir geht es in der Regel aber nur um das oben ankommen und den Spaß dabei. Man sollte dafür natürlich grundsätzlich fit sein. Als Vorbereitung ist Laufen eine gute Variante. Desweiteren kann man auch in anderen Hochhäusern vorher schon mit der ganzen Ausrüstung trainieren und einfach Treppensteigen.

Deine Geschichte

Du hast einen spannenden Werdegang bei der Freiwilligen Feuerwehr Berlin hinter dir oder vielleicht gerade erst bei uns angefangen und möchtest uns deine Geschichte erzählen? Dann reiche jetzt deine Story mit spannenden Fotos bei uns ein!

Jetzt deine Geschichte einreichen

Weitere Geschichten