„Jeder hat hier eine Menge Spaß, denn es zählt das ‚Wir‘ und nicht das ‚Ich‘.“

Zur Jugendfeuerwehr kommen die meisten wegen der großen roten Autos mit dem blauen Licht. Genau wie Vincent Woyk und Moritz Wagner, heute selbst Betreuer in der Jugendfeuerwehr. Ein Interview über das Sommerlager der FF Adlershof – und über ein cooles Hobby, zu dem Freundschaft und Kameradschaft ebenso gehören wie Engagement, Toleranz und Teamgeist. Und sie erklären, warum das „Wir“ dabei mehr zählt als das „Ich“.

Namen
Vincent Woyk
Moritz Wagner

Wache
FF Adlershof

Was hielten eure Eltern bzw. was halten die Eltern eurer Neueinsteiger von diesem Hobby? Überwiegt da der Stolz auf die eigenen Kinder oder gibt es auch Bedenken?

Vincent: Die Jugendfeuerwehr ist ein sicheres Hobby. Hier stehen das Beisammensein, Lernen und Spaß haben im Vordergrund. Die Kinder werden keinen realen Einsätzen und echten Gefahren ausgesetzt. Das wussten auch meine Eltern und waren daher stolz, dass ich so ein cooles Hobby habe. Es ist auch wirklich cool, wenn man als Kind mit einem großen roten Auto spielen darf, das Blaulicht hat. Das macht halt nicht jeder.

Auch später in der FF hatten meine Eltern nie so wirklich Bedenken, da ich mir meiner Sache sicher war. Im Bekanntenkreis erfährt man ebenfalls mehr Respekt als Bedenken. Wir bekommen eine gute Ausbildung, damit wir die Einsätze unbeschadet überstehen. Das darf man nicht vergessen.

Moritz: Ich denke, es geht den meisten Eltern darum, dass ihre Kinder einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung nachgehen. Großartige „Bedenken“ hat da zunächst niemand. Die nachdenklichen Gespräche kommen erst später, wenn man in der Einsatzabteilung ist und von krassen Fällen berichtet; dann wird man oft gefragt: „Warum tust du dir das an?“

Ich tue mir das gerne an, weil mein Körper und meine Psyche es relativ gut verkraften und ich es seit meiner Jugendfeuerwehrzeit wichtig finde, anderen Menschen in Not zu helfen. Außerdem macht es – neben dem Kameradschaftsaspekt – auch einfach Spaß, in einem roten Auto mit blauem Blinklicht durch die Stadt zu düsen.

„Die Jugendfeuerwehr ist ein sicheres Hobby. Hier stehen das Beisammensein, Lernen und Spaß haben im Vordergrund. Die Kinder werden keinen realen Einsätzen und echten Gefahren ausgesetzt. “

Ihr setzt euch sehr für die Jugendfeuerwehr in eurer Wache ein. Moritz, du bist durch deinen Vater selbst bereits mit 10 Jahren zur Jugendfeuerwehr gekommen und hast durch Umzüge mehrere freiwillige Feuerwehren durchlaufen. Hat dich vor allem die Zeit in der Jugendfeuerwehr geprägt?

Moritz: Das ist korrekt, wobei ich eher durch meinen Großvater inspiriert wurde, der lange Jahre Wehrführer in meinem Heimatdorf war und mir spannende Geschichten aus seiner Feuerwehrzeit erzählt hat.

Es ist natürlich sinnvoll, wenn man mit 9 oder 10 Jahren in der Jugendfeuerwehr beginnt, da die Zeitspanne bis zur aktiven Einsatztätigkeit relativ groß ist und man sich vieles an Fertigkeiten und Wissen aneignen kann. Auf der anderen Seite ist die kameradschaftliche Ebene entscheidend: Wenn man mit Jungs und Mädels, die man kennt und auf die man sich verlassen kann und muss, zusammenarbeitet, dann entstehen schnell Freundschaften, die über die Feuerwehrtätigkeit hinausgehen. Dies war bislang bei allen meinen Feuerwehrstationen der Fall und motiviert meines Erachtens viele Feuerwehrangehörige, eben diesem Ehrenamt bzw. Hobby nachzugehen.

Vincent, bist du ebenfalls schon als Kind zur Freiwilligen Feuerwehr gekommen?

Vincent: Mit 11 Jahren habe ich den Weg zur Jugendfeuerwehr gefunden. Ich wurde über die Öffentlichkeitsarbeit einer anderen Jugendfeuerwehr in der Nähe meiner Grundschule darauf aufmerksam. Leider musste diese Jugendfeuerwehr den Betrieb einstellen und so fand ich den Weg zur JF Adlershof. Dort lernte ich Moritz erst als Betreuer kennen und dann, nach meinem Übertritt in die Freiwillige Feuerwehr in 2016, auch als Kameraden. Noch als Jugendfeuerwehrmitglied habe ich die Jugendleiter-Card gemacht, welche einen qualifiziert, die JF zu betreuen – und so war ich dann auch, wie Moritz, ein JF-Betreuer.

„Ich denke, es geht den meisten Eltern darum, dass ihre Kinder einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung nachgehen.“

Ist eure Überzeugung auch der Grund dafür, dass ihr heute als Ausbilder bzw. Betreuer in der JF arbeitet? Und ist es manchmal schwierig für euch, die Mädchen und Jungen unter Kontrolle zu halten? So viele Kids auf einem Haufen sind ja oftmals nicht so leicht zu händeln. Wobei es dir, Moritz, als Lehrer sicherlich etwas leichter fallen wird, oder?

Moritz: Die Disziplin ist bei unseren Jugendfeuerwehrmitgliedern glücklicherweise kein Problem. Die große Masse hält sich an Regeln und Normen. Sicherlich ist da ein pädagogischer Berufshintergrund sinnvoll.

Vincent: Genau, es ist die Überzeugung. Die Jugendfeuerwehrzeit war für mich sehr schön. Als Betreuer hat man die Chance etwas zurückzugeben – und kann die Jugendarbeit weiter aktiv vorantreiben.

Die Kids kommen nicht, weil sie müssen, sondern weil sie es wollen und das spiegelt sich auch in der Disziplin wider. Es ist kein Problem, die Gruppe zu händeln. Wenn es mal zu Problemen kommt, dann haben wir es bis jetzt immer gemeinsam gelöst. Ich kann nur für unserer JF sprechen, aber es ist eine wirklich gute Gruppe.

Das klingt, als wärt ihr beide mehr als stolz auf eure Truppe. Ihr habt ja demnächst euer Jugendfeuerwehr-Sommerlager am Hölzernen See. Wie bereitet ihr das Sommerlager vor und mit wie vielen Kindern rechnet ihr?

Vincent: Dieses Jahr fahren wir mit 20 Kindern hin. Das müssen wir vorher schon wissen, da wir das Lager buchen und daraufhin die Fahrzeuge beantragt werden. Das machen aber alles der Jugendwart und sein Stellvertreter. Die Vorbereitung dauert ein Jahr.

Moritz und ich kümmern uns dieses Mal um die Übungen. Wir haben dafür vor zwei Wochen das Lager besucht, um uns mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen und mit dem Betreiber zu klären, was wir vor Ort machen können. Ansonsten sind wir jetzt auf der Zielgeraden. Es müssen noch die Fahrzeuge abgeholt und Getränke für die Kinder gekauft werden – und dann geht es diesen Samstag los.

Eindrücke aus dem Sommerlager der Jugendfeuerwehr

Das klingt ja sehr aufwendig und nach einem riesigen Event. Was plant ihr alles? Man hat ja als Außenstehender kaum eine Vorstellung davon, was den Kindern dort geboten wird.

Moritz: Die Grundstruktur im Sommerlager besteht darin, dass die Kinder in zwei Gruppen à neun Jugendfeuerwehrangehörige aufgeteilt werden und jeweils ein Fahrzeug, Maschinist und Gruppenführer zugewiesen bekommen.

Im Verlauf des Aufenthalts am Hölzernen See kommt es jeden Tag zu verschiedenen Einsatzübungen, wobei die Jungs und Mädels wie bei einer Berufsfeuerwehr per Alarmfax oder Pieper alarmiert werden und dann den Einsatz abarbeiten. Diese tägliche Ungewissheit macht es sowohl bei den jüngeren als auch bei den älteren Jugendlichen spannend. Die folgenden Szenarien sind geplant: Fahrzeugbrand, Verkehrsunfall MANV (Massenunfall von Verletzten), vermisste Person im Wald, Flächenbrand am Bootsverleih, verschüttete Person in einer Kiesgrube.

Daneben bieten wir natürlich auch viele Teamaktivitäten an, wie z. B. Spaß- und Spielenachmittag (vor allem für die Jüngeren), GPS-Naturschatzsuche oder ein Floßbau. Da wir direkt am See untergebracht sind, sind auch dort Freizeitaktivitäten möglich. Außerdem wird es weitere feuerwehrtechnische Schulungen sowie die Abnahme der Jugendflamme Stufe 1 (Abzeichen) geben. Abgerundet wird das Sommerlager immer von einer Spaßveranstaltung, bei der die Jungs und Mädchen ein eigenes Programm vorbereiten und präsentieren.

Gibt es bei diesen Einsätzen echte Brände oder sind das nur kalte Simulationen? Generell stellt sich ja das ein oder andere Elternteil bestimmt die Frage nach der Sicherheit.

Vincent: Die Einsätze sind hauptsächlich kalte Simulationen, bei denen dann Nebelmaschinen und, wenn es dunkler wird, auch rote Lichter als Feuersimulation eingesetzt werden. Zum Abschluss der Woche wird gegrillt und am Lagerfeuer gesessen und daraus wird ein Einsatz. Hier dürfen die Kinder dann ein echtes Feuer löschen.

Die Elternteile werden bei der jährlichen Elternversammlung über die Aktivitäten bei den Fahrten informiert und da kommt es erst gar nicht zur Frage der Sicherheit. Wir achten auf altersgerechte Aufgaben bei den Übungen, sichere Übungsobjekte und halten uns an die Unfallverhütungsvorschriften.

Dann ist das Löschen des Lagerfeuers sicherlich das große Highlight am Ende des Sommercamps?

Vincent: Das Lagerfeuer wird eher für die Jüngeren das Highlight zum Ende sein und die Großen werden ihren Spaß daran haben. Für die Jugendfeuerwehr ist das Zeltlager insgesamt das Highlight im Jahr.

Wie können denn Eltern, die mit dem Gedanken spielen, ihr Kind bei der Jugendfeuerwehr anzumelden, am besten einen Einblick bekommen?

Vincent: Um einen Einblick zu erhalten, können die Eltern gerne mit ihrem Kind zum Übungsdienst der JF kommen. Hier können sie real sehen, was passiert.

„Hier findet man Freunde, lernt das lösungsorientierte Arbeiten im Team, zeigt Engagement und vieles, vieles mehr.“

Und was würdet ihr den Eltern grundsätzlich sagen, warum die Jugendfeuerwehr ein schönes Hobby ist?

Vincent: Jugendfeuerwehr ist ein schönes Hobby, weil wirklich jeder mitmachen kann. Hier findet man Freunde, lernt das lösungsorientierte Arbeiten im Team, zeigt Engagement und vieles, vieles mehr. Jeder hat hier eine Menge Spaß, denn es zählt das „Wir“ und nicht das „Ich“.

Also kann man abschließend sagen, dass das Hobby Jugendfeuerwehr – um jetzt mal das ein oder andere Elternteil zu überzeugen – auch pädagogisch sehr wertvoll ist.

Moritz: Definitiv. Gerade im Sommerlager lernen die Kinder Dinge wie Disziplin, Anstand, Leistungsbereitschaft, einen respektvollen Umgang miteinander, Toleranz, Wertschätzung und natürlich Teamwork. Daneben liefert das Hobby praktische Erfolgserlebnisse, die für Kinder allgemein für ihre Entwicklung wichtig sind.

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